auch wenn einem das Lachen im Halse steckenbleibt
Scharf und provokant, Thomas Plaßmann zeichnet am Gymnasium Lechenich Karikaturen
Kann und darf man über tragische Ereignisse lachen?
Die Klasse 9 a hatte vor den Sommerferien im Politikunterricht über Menschen auf der Flucht gesprochen. Bei der Recherche zu diesem Thema stießen wir auf Karikaturen, die Thomas Plaßmann für eine Ausstellung der UNO-Flüchtlingshilfe gezeichnet hat. Wir haben uns entschlossen, die Ausstellung für unsere Schule zu bestellen um anderen Schüler*innen Hinsichten auf dieses Thema zu vermitteln, die in der Tragik auch das Komische zeigen.
Das Angebot des Künstlers, im Rahmen eines Vortrages seine Sicht- und Arbeitsweise zu erläutern, führte dazu, dass wir nun nicht nur die Karikaturen, sondern auch den Künstler selbst in unsere Schule eingeladen haben.
Am Donnerstag (04.12.) hat Thomas Plaßmann für anderthalb Stunden die Schüler*innen der Q1 und Q2 und natürlich auch die 9 a in die Geheimisse des Karikaturenzeichnens eingeweiht.
Im kurzweiligen Vortrag erläuterte Plaßmann, wie er zu seinen Ideen findet, wie er überhaupt zu diesem „Beruf“ kam, aber auch, wie groß der Druck manchmal ist, innerhalb von kurzer Zeit eine Idee für eine Karikatur zu finden. Sein Zeitfenster ist täglich zwischen 11.00 und 15.00 Uhr. Bis dann möchte die Redaktion der Frankfurter Rundschau seine Zeichnungen für die Ausgabe des nächsten Tages haben. Für diesen Donnerstag hat er schon vorgearbeitet, sonst hätte es am Freitag keine Karikatur in der Rundschau gegeben. (Er hat passend zum Klimagipfel in Paris das Brandenburger Tor unter Wasser gesetzt und davor Vater und Tochter, die in einem Schlauchboot vorbeirudern gezeichnet. Die Tochter sagt zu ihrem Vater: “Und ihr habt damals wirklich alles getan, um das Klima zu retten?!“)
Während Plaßmann referierte, entstanden an die 17 Zeichnungen. Prominente Politiker, die innerhalb von Sekunden an einigen wenigen Strichen (Merkel-Mundwinkel und Raute, Waigel-Augenbrauen, Kohl-Birne, …) von den Schüler*innen und Lehrer*innen erkannt wurden, wurden von ihm skizziert, aber vor allem Missstände, die von ihm mit spitzer Feder aufgespießt wurden, ließen das begeisterte Publikum lachen und spontanen Beifall zollen.
Die sozialen Themen, die Frage, was bewirken politische Entscheidungen vor Ort, was macht das mit den Menschen, interessieren Plaßmann bei seiner Arbeit aber mehr als das Zeichnen von Promis. Er möchte zum Denken anregen und dabei ist es oft nötig zu provozieren. Frei nach Tucholsky „Satire darf alles“ kritisiert er auch die sexualisierte Gewalt (Missbrauch) in der katholischen Kirche.
Am Ende seines Vortrags zeigte Plaßmann seine Betroffenheit über den Anschlag auf Charlie Hebdo. Einen der Zeichner, die in Paris ermordet wurden, seinen Kollege Tignous, hatte er kurz vorher bei einem Cartoonfestival in Afrika kennengelernt. Natürlich würde ein solches Ereignis das Denken verändern, aber man dürfe sich nicht einschüchtern lassen: „Ein offene Gesellschaft braucht die ständige Nachfrage und Infragestellung durch die Satire für ihre Entwicklung. Mit Schärfe und auch Provokation.“
Die Ausstellung der UNO-Flüchtlingshilfe läuft noch bis zu den Weihnachtsferien. Im Foyer der Aula können die Karikaturen angeschaut und diskutiert werden.
Weitere Impressionen von dieser Veranstaltung finden Sie hier.