Gesamtschul-Diskussion in Erftstadt Leitung des Lechenicher Gymnasiums will Antworten

Gerüchte machen die Runde, Nerven liegen blank: Wie geht es beim Thema Gesamtschule in Erftstadt weiter? Die Schulleitung des Lechenicher Gymnasiums will jetzt Antworten von den Ratsfraktionen. Von Horst Komuth

Erftstadt-Lechenich.

Die Lage ist nicht einfach, viel wird spekuliert, Gerüchte machen die Runde, bei manchen liegen auch die Nerven blank. Das Lechenicher Gymnasium macht derzeit eine bewegte Zeit durch, da im politischen Raum ein Auslaufen des gymnasialen Schulbetriebs zugunsten einer Gesamtschule diskutiert wird. Bei einem Pressegespräch gaben Schulleiterin Karin Freiburg und ihr Stellvertreter Hans-Peter Hillebrand Einblicke in die Stimmungslage der Schule, ihre Hoffnungen, ihre Befürchtungen und die Wünsche.

„Das Kollegium hofft, dass sich alles noch zum Guten wendet“, sagt die Schulleiterin. „Wir sind überzeugt, dass an dieser Schule gute Arbeit geleistet wird und dass das auch wahrgenommen wird. Sorge habe ich allerdings, dass sich im politischen Raum dennoch bestimmte Ansichten durchsetzen werden.“

Was Freiburg nicht ausspricht, aber meint: Trotz aller Erfolge werde die Schule zugunsten der Gesamtschule geopfert. Dass es an der Außendarstellung des Gymnasiums lange gehapert habe, räumt Stellvertreter Hillebrand offen ein. „Unser Ruf ist deutlich schlechter, als wir tatsächlich sind.“ Defizite in der öffentlichen Selbstdarstellung der Schule seien aber erkannt worden, und motivierte Kollegen seien mit großem Engagement dabei, neuen Schwung in die Sache zu bringen. Arbeitskreise seien gebildet worden, zu Themen wie Kommunikation, Information, Medieneinsatz im Unterricht, Schulprojekten, Präsentation nach außen. Dass die Anmeldezahl für das kommende Schuljahr bei bedenklichen 69 Schülern gelegen habe, sei auch auf mangelnde Information der Grundschuleltern zurückzuführen, ist Schulleiterin Freiburg überzeugt. „Tatsächlich sind wir eine Halbtagsschule, bieten Übermittagsbetreuung an. Viele Eltern wissen das einfach nicht.“ Etwa 40 Kinder der fünften und sechsten Klassen würden betreut, inklusive Spielen und Hausaufgabenbetreuung. Und für die Oberstufen gebe es einen Aufenthaltsraum, um Zeit gemeinsam zu verbringen. „Wir bieten hier eine Alternative zum Ganztagskonzept des Ville-Gymnasiums“, so Freiburg. Würde das Lechenicher Gymnasium schließen, gebe es (bis auf die Liblarer Kinkel-Realschule) kein Halbtagesangebot mehr auf weiterführenden Schulen in Erftstadt. „Genau dieses Angebot aber wollen viele Eltern, denn sie möchten ihre Kinder nicht schon in der fünften Klasse dem Ganztag aussetzen.“

Die unsichere Lage über die Zukunft des Lechenicher Gymnasiums führe dazu, dass es Eltern gebe, die versuchten, ihre Kinder vorzeitig an einem anderen Gymnasium anzumelden. „Ich werde um freie Tage gebeten, damit die Kinder am Probeunterricht der anderen Einrichtungen teilnehmen können.“ Noch seien es nur vereinzelte Fälle. Freiburg: „Aber ich denke, dass es mehr werden.“

Viel werde in der Gesamtschul-Diskussion über das Gymnasium gesprochen. Aber nicht mit ihm, nicht mit der Leitung. „Ich vermisse das direkte Gespräch. Die Schule wünsche sich, mit den Fraktionen ins Gespräch zu kommen.“ Den ersten Schritt hatten wir vor Monaten unternommen, als wir zu einer Runde mit den schulpolitischen Sprechern eingeladen hatten“, berichtet Hillebrand.

Informationsdefizit

Dabei sei offensichtlich geworden, wie groß das Informationsdefizit in der ganzen Debatte ist, sagte Freiburg. Wenn der Stadtrat demnächst über das Bürgerbegehren und die Gesamtschule berate, müsse eine Entscheidung gefallen werden. „Wir brauchen Klarheit für alle Beteiligten.“ Wenn der Schwebezustand ein weiteres Jahr anhalte, leide gerade das Gymnasium in Lechenich darunter. „Die Eltern müssen wissen, wie es weitergeht.“

Dass es früher oder später ohnehin zur Auflösung einer der beiden Erftstädter Gymnasien kommt, stellt für Freiburg und Hillebrand keine zwingende Notwendigkeit dar. „Gymnasien können durchaus auch zweizügig geführt werden“, betonen sie. Denn diese Schulform sei kein Auslaufmodell. Im Gegenteil. „Der Trend zu Gymnasien ist ungebrochen“, lautet ihr Fazit.

Am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, findet in der Aula des Liblarer Schulzentrums die zweite Informationsveranstaltung der Stadt zum Gutachten für einen Gesamtschulstandort statt.

Quelle: rundschau online, Donnerstag 21.05.2015