Vom 05.01. bis zum 08.01.2018 fuhren 47 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Lechenich zusammen mit Frau Jurgeleit, Herrn Schindler, zwei Referendarinnen und elf Eltern zum damaligen Konzentrationslager Auschwitz in Polen.
Noch bevor wir zur eigentlichen Fahrt nach Polen Anfang Januar aufbrachen, verbrachten wir einen Nachmittag im Dezember mit einem Vortreffen, an dem wir uns schon einmal mit der Thematik rund um Auschwitz und dem Holocaust befassten, um vorbereitet auf das Programm in Polen zu sein. Diese Vorbereitung bestand aus dem Sammeln von diversen Informationen aus verschiedenen Textquellen wie Büchern und unter anderem auch dem Film „Nacht und Nebel“ aus dem Jahr 1956.
Die Fahrt zur Begegnungsstätte-Auschwitz in Oświęcim, Polen, startete in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar am Parkplatz vor der Dreifachhalle in Lechenich; und nach 15 Stunden Fahrt mit mehreren Pausen kamen wir pünktlich zum Mittagessen in der Jugendbegegnungsstätte an.
An unserem ersten Nachmittag wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und konnten unsere schon vorher gesammelten Informationen zusammen mit einer Angestellten der Begegnungsstätte vertiefen. Zusätzlich wurde uns jeden Abend angeboten, in einem kleinen Kreis über den vergangenen Tag zu sprechen, um die Ereignisse und persönlichen Erfahrungen miteinander teilen und besser verarbeiten zu können. Über Nacht musste die große Gruppe erneut aufgeteilt werden: Die EF-SchülerInnen schliefen in der Begegnungsstätte, die Q1-und Q2-SchülerInnen wiederum in einer anderen Jugendherberge, und die Eltern verbrachten die Nächte in einem Hotel. Am nächsten Morgen brachen wir nach dem Frühstück sofort in das Stammlager des Konzentrationslagers Auschwitz (Auschwitz I) auf. Dort wurden wir, aufgeteilt in drei Gruppen, vier Stunden durch das damalige Konzentrationslager geführt, dessen noch erhaltene Baracken heutzutage als Ausstellungsräume benutzt werden. Bei unserem Rundgang gewannen wir viele detaillierte Informationen, aber auch schockierende Eindrücke des Lebens und schweren Alltags der Häftlinge in Auschwitz.
Nach dem Mittagessen besuchten wir in den Kellerräumen eines Klosters eine Kunstausstellung eines ehemaligen Konzentrationslager-Häftlings, der überlebt und seine Zeit dort in Bildern verarbeitet hatte. Seine Kunst zeigte seine persönlichen Gefühle und Erlebnisse, oft übertrieben und subjektiv, aber trotzdem treffend dargestellt und mit vielen Metaphern und Symbolen, schwerpunktmäßig für Tod und Leid, verbildlicht.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Auschwitz Birkenau (Auschwitz II), dem zur Vernichtung vor allem von Juden gebauten Nebenlager von Auschwitz I, das jedoch größer war als das Stammlager selbst. Leider war nur noch wenig davon erhalten; an vielen Stellen, wo damals die Gebäude gestanden hatten, lagen Trümmer oder befanden sich Ruinen, weswegen wir uns das Meiste mit Hilfe von Fantasie selbst vorstellen mussten, was einigen schwer-, anderen aber auch leichtfiel. Wir bekamen einen Einblick in die erschreckende Grausamkeit des Vernichtungslagers, indem wir in den gleichen Gruppen wie am Vortag wieder vier Stunden draußen über das Gelände geführt wurden.
Nachmittags machten wir aufgeteilt in zwei Gruppen abwechselnd eine Stadtführung durch Oświęcim, der kleinen polnischen Stadt, zu der das Konzentrationslager Auschwitz gehört, und besuchten ein kleines jüdisches Museum in Oświęcim und die dazugehörige Synagoge.
Durch eine kleine Planänderung startete die Heimreise am nächsten Morgen sehr früh, da wir noch einen Zwischenstopp in der anderthalb Stunden von Oświęcim entfernten Stadt Krakau machen wollten. Dort hatten wir zunächst ein wenig Zeit, die Stadt in Kleingruppen zu erkunden, bis wir danach mit dem Zeitzeugen Karol Tendera sprachen, einem Polen, der zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Arbeitslagern in Deutschland und schließlich auch im Konzentrationslager Auschwitz war und nur mithilfe seiner Freunde und etwas Glück überlebte. Über einen Dolmetscher erzählte er uns seine ganze Geschichte: Von den Arbeitslagern, in denen er gewesen war, bevor er nach Auschwitz kam, wie er aus ihnen fliehen konnte, und weiter von seiner Zeit in Auschwitz, die er teilweise sogar in Birkenau verbrachte. Er schilderte seine dortigen Erlebnisse und Erfahrungen bis hin zum Transport in ein anderes Konzentrationslager und letztendlich bis zu seiner Befreiung. Das Gespräch war sehr interessant und seine persönlichen und lebendigen Erlebnisse waren eine wunderbare Ergänzung zu den in den Tagen davor gewonnenen schlichten und neutralen Informationen. Sie machten Auschwitzs Geschichte lebendiger und besser vorstellbar und rundeten diese sozusagen als Abschluss ab. Danach verkaufte Tendera einigen SchülerInnen die letzten Ausgaben seines Buchs über seine Zeit in Auschwitz.
Und schließlich setzten wir die Rückfahrt zurück nach Deutschland fort, wo wir um ca. sechs Uhr morgens wieder am Parkplatz in Lechenich ankamen.
Letztendlich nahmen wir auf dieser Fahrt viele unterschiedliche Eindrücke, Erfahrungen und viele Informationen über Auschwitz mit: Es gibt sowohl schöne Erinnerungen, wie an den Spaß und an die Zeit in unserer Gruppe, als auch bedrückende Erinnerungen an die vor Augen geführte Grausamkeit des Konzentrationslagers. Alles in allem war die Auschwitzfahrt ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen kann.
Wir bedanken uns für die Unterstützung der Fahrt durch die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., das Bundesministerium für Familien, Frauen, Senioren und Jugend sowie durch die innogy SE