Eine Schüler-Eltern-Lehrer Gruppe des Gymnasiums Lechenich besuchte die Gedenkstätte Auschwitz
„Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen.”
– Zitat von George Santayana
Vom 6. bis 10. Januar 2016 besuchten Schüler, Lehrer und Eltern des Gymnasiums Erftstadt-Lechenich im Rahmen eines gestifteten Projektes die Gedenkstätte Auschwitz in Polen.
Nach einer 15- stündigen Busfahrt kamen die 60 Teilnehmer in der internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Auschwitz, heute Oświęcim, an.
Am ersten Tag wurde das Stammlager Auschwitz I besichtigt. Der Guide leitete die Gruppe durch die verschiedenen Blockhäuser, in denen vor circa 70 Jahren noch Häftlinge unter den unmenschlichsten Bedingungen leben mussten. In den teils restaurierten Blöcken des Stammlagers findet man heute eine Ausstellung, die die Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz hautnah erzählt. Man sieht original erhaltene Haare, Koffer und weitere persönliche Gegenstände der ermordeten Juden und anderer Häftlinge. Zudem berichtete der Guide vom Alltag der Menschen in den Konzentrationslagern und von vielen schrecklichen Schicksalen. Auch Spuren ehemaliger SS-Offiziere wie z.B. die von Josef Mengele, der als Arzt Experimente mit Zwillingen durchführte, sind erhalten. Besonders die Ausstellung mit originalen Filmaufnahmen aus dem Alltag der Juden vor dem Holocaust und das Verzeichnis mit den Namen aller Ermordeten hinterließen großen Eindruck. Man konnte auch die Gaskammer und das Krematorium I des Stammlagers sehen. Dort wurden die Menschen massenhaft vergast und verbrannt.
Am Nachmittag teilten sich die Teilnehmer in drei Gruppen für verschiedene Workshops auf. In der Gedenkstätte wurde ein Workshop über die Kunstausstellungen und ein Workshop über das Archiv in Auschwitz angeboten. Der dritte Workshop befasste sich mit historischen Fotografien aus Auschwitz.
Am Abend fanden sich alle Teilnehmer in der Jugendherberge ein und tauschten sich in mehreren Gesprächskreisen über die Eindrücke des Tages aus.
Am darauffolgenden Tag besuchte die Gruppe das größte der von den Nazis errichteten Vernichtungslager, das Lager Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II). Bei Minus-Temperaturen wurden die Schüler, Eltern und Lehrer über das weiträumige Gelände geleitet, wo etwa 1 Million Menschen getötet wurden. Die Teilnehmer des Projektes sahen mit eigenen Augen die Eisenbahngleise und die Rampe, von der aus die Menschen entweder in den Tod oder zur Arbeit geschickt wurden. Zudem bekam die Gruppe, von dem ehemaligen Wachturm der SS-Offiziere herab, einen Überblick über das Gelände.
Viele Gebäude wurden kurz vor und nach der Befreiung am 27. Januar 1945 in die Luft gesprengt, so dass überwiegend nur noch Trümmer und einzelne Schornsteine erhalten blieben. Auf einen der Schornsteine wurde besonders hingewiesen, weil dort Dr. Josef Mengele die brutalen Menschenversuche mit Zwillingen durchgeführt hat. Ein paar Baracken sind noch erhalten und können besichtigt werden. Dort lebten einst Männer, Frauen und Kinder unter kaum vorstellbaren Bedingungen. Die Gruppe sah die sanitären Einrichtungen der Häftlinge und bekam Einblick in den Lageralltag. Der Guide berichtete von vielen Einzelschicksalen und Fluchtversuchen aus Auschwitz. Außerdem war ein original erhaltener Waggon ausgestellt, der einst hunderte Juden nach Auschwitz transportiert hatte.
Die Gaskammern und Krematorien von Auschwitz-Birkenau sind nicht mehr erhalten. Man findet nur noch Trümmer vor. Es wurde aber auf einem Gelände vor den Gaskammern eine große Gedenkstätte aufgebaut. Dort haben verschiedene Nationen Gedenktafeln aufgestellt. Zudem gibt es ein restauriertes Gebäude, in dem sich die Häftlinge einst waschen mussten und geschoren wurden sowie ihre Häftlingskleidung bekamen. Heute ist dort eine Ausstellung mit Bildern von verstorbenen jüdischen Familien.
Am Nachmittag gab es einen geschichtlichen Überblick über die Entstehung und die Arbeit der internationalen Jugendbegegnungsstätte. Anschließend fand ein Treffen mit dem ehemaligen Häftling des Konzentrationslagers Auschwitz – Professor Waclaw Dlugoborski – statt. Er sprach über seine Inhaftierung und das Leben im Lager. Anschließend hatten die Schüler, Eltern und Lehrer die Möglichkeit, dem Zeitzeugen persönliche Fragen zu stellen.
Am Abend gab es abschließend eine kleine Besichtigung der Stadt Oświęcim.
Am letzten Tag fuhren die Teilnehmer in die polnische Großstadt Krakau. Dort erwartete die Gruppe eine Stadtführung durch das jüdische Viertel Kazimierz und die Altstadt. Im Anschluss gab es die Möglichkeit, die Stadt in Eigeninitiative zu entdecken und kleine Souvenirs einzukaufen, bevor die lange Heimreise angetreten wurde.
Insgesamt war diese Studienfahrt eine große Bereicherung für die Projektgruppe des Gymnasiums Lechenich und wird dies auch für alle noch kommenden Gruppen sein. Denn die Auseinandersetzung vor Ort in Auschwitz hilft die Grausamkeit des Holocaust zumindest im Ansatz nachzuvollziehen.
Deswegen hoffen wir, dass das gestiftete Projekt “Auschwitz” in den nächsten Jahren bestehen bleibt und viele Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich mit der Thematik des Holocaust intensiv auseinanderzusetzen.